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Praxisgründung für Therapeuten - Eine Checkliste und was Sie beachten müssen

Eine Arztpraxis dabei aus ökonomischer Sicht zu betrachten, kann hilfreich sein und deutliche Parallelen zwischen klassischen Unternehmen und medizinischen Einrichtungen offenlegen.
Praxisgründung für Therapeuten - Eine Checkliste und was Sie beachten müssen
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Die eigene Praxis ist für viele Ärzt:innen - und auch für Therapeut:innen in den unterschiedlichsten Bereichen - ein lukratives und zugleich attraktives berufliches Ziel. Die rund 22.000 ausgebildeten Mediziner:innen an über 14.000 Standorten1 in der Schweiz bestätigen, dass sich diesen Schritt viele Ärzt:innen und Therapeut:innen zutrauen. Ein höherer Grad der Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit sind Motivatoren, die die Eigenständigkeit für Mediziner:innen so verlockend wirken lässt. 

Dass der Schritt kein leichtfertiger sein sollte, liegt dabei auf der Hand, denn über die medizinische Fachausbildung hinaus erfordert dieses Vorhaben unternehmerisches Denken und zusätzliche Verantwortung, über die es sich im Vorfeld genauestens Gedanken zu machen gilt. Wir werden im Folgenden einen Überblick geben, worauf bei der Praxisgründung zu achten ist und in welchen Schritten dabei vorzugehen ist. 

Die Entscheidung zur Selbstständigkeit

Mit Sicherheit haben Sie sich bereits einige Gedanken dazu gemacht, ob dieser Schritt für Sie infrage kommt. Die Entscheidung zur Selbstständigkeit hin zur eigenen Praxis umfasst viele Aspekte, die Sie vorab in zahlreichen Gesprächen mit Ihnen bekannten Personen näher beleuchten können. Profitieren Sie dabei von Erfahrungen in ihrem privaten als auch beruflichen Umfeld und sprechen Sie mit Kollegen und Kolleginnen, die sowohl eine eigene Praxis haben, als auch mit denen, die keine eigene Praxis besitzen. Ein vollständiges Bild des Unternehmertums wird sich so nach und nach festigen, denn über die medizinischen Fertigkeiten hinaus, gilt es sich in der Selbstständigkeit mit Themen zu befassen wie: 

  • Personalmanagement 
  • Marketing und Kommunikation
  • Qualitätsmanagement
  • Finanzielle Führung Ihres Unternehmens
  • Infrastruktur Ihrer Praxis


Diese Bereiche nehmen einen signifikanten Teil Ihrer Zeit in Anspruch, der nicht in die medizinische Betreuung und damit Ihre Kerntätigkeit fließt. Ist die Entscheidung zugunsten der eigenen Praxis gefallen, kann es an die Planung gehen, bei der strukturiert vorgegangen werden sollte.

Schritt für Schritt zur Praxisgründung

Leere Sticky Notes

Möchten Sie beispielsweise eine Praxis als Psychotherapeut:in oder Physiotherapeut:in eröffnen, stellen Sie sich vorab die Frage, wie die Gründung erfolgen soll. Hier gibt es grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, mit denen Sie sich konkreter befassen sollten und die sich sowohl finanziell als auch hinsichtlich des anfänglichen Aufwands stark unterscheiden können. 

  1. Gründung oder Übernahme?

Eine bestehende Praxis als Nachfolger:in zu übernehmen oder eine Neugründung vorzunehmen, macht einen deutlichen Unterschied. Bei einer Gründung ist mit einem erheblichen Initialaufwand zu rechnen, sowie mit einem erhöhten Risiko, das durch Standortwahl, Personalsuche, Leistungsangebot entsteht. Dem gegenüber steht die Übernahme einer bestehenden, etablierten Praxis, mit einem konkreten Leistungsangebot, routiniertem Personal, bestehender Infrastruktur und einem Patientenstamm. 

Sowohl die Übernahme als auch die Gründung haben ihre Vorzüge, weshalb die Entscheidung im Wesentlichen auf persönlichen Präferenzen hinsichtlich Risikobereitschaft, gewünschtem Gestaltungsfreiraum, finanziellen Möglichkeiten, sowie dem vorhandenen Übernahmeangebot in Ihrer Region basiert. Unabhängig davon stellt sich auch die Frage nach der Form, in der Sie Ihre Praxis betreiben möchten.

     2. Gemeinschaftspraxis oder Einzelpraxis? 

Wenngleich der finanzielle Aspekt bei einer Gruppen- oder Gemeinschaftspraxis wesentlich attraktiver scheint2, ist dies nicht das einzige Kriterium. Persönliche Präferenzen entscheiden auch hier, denn Synergien, seien sie fachlich, finanziell oder auf persönlicher Ebene, können in Gemeinschaftspraxen wesentlich stärker nutzbar sein. Eine Einzelpraxis hingegen bringt erhöhten Gestaltungsfreiraum und geringeres Konfliktpotenzial in Entscheidungsfragen rund um die Praxis. Praxiszeiten lassen sich andererseits wieder flexibler gestalten, wenn die Praxis gemeinschaftlich genutzt wird, und tendenziell sind die Öffnungszeiten von Gemeinschaftspraxen für Patient:innen attraktiver, da erweitert. Sind Sie sich über die Form, in der Sie Ihre zukünftige Praxis führen möchten, im Klaren, folgt die Planung der Umsetzung?

      3. Umsetzung konkretisieren

Für diese Phase sollten Sie sich in etwa 6-18 Monate Zeit nehmen. Dieser Zeitraum ist abhängig davon, in welcher Lebenssituation Sie sich aktuell befinden. Planen Sie die Eröffnung neben Ihrem Vollzeitjob oder beeinflussen andere Faktoren Ihres Umfeldes eine schnelle Umsetzung? Um alle Aspekte sorgfältig zu recherchieren und Schritt für Schritt abhandeln zu können, ist Zeit das wichtigste Gut und Vorbereitung mehr als die halbe Miete. Folgende Aufgaben werden Sie erwarten: 

  • Die Wahl des Praxisstandorts: Hier fliessen Überlegungen ein, wie Lage, Erreichbarkeit, Mitbewerber und die Nähe zu weiterer medizinischer Infrastruktur wie Apotheken, Laboren, Spitäler und dergleichen.
     
  • Die Räumlichkeit: Planen Sie, welche Räume Sie abseits von Behandlungsraum und Empfang benötigen und wie Sie diese gestalten möchten. Sind bauliche Veränderungen vorgesehen und erlaubt? Achten Sie auch auf Qualität des Internetzugangs, Lage der Nassräume, genügend Stauraum und Barrierefreiheit. Mietverträge und Fristen sollten ebenfalls auf eine langfristige Bezugsmöglichkeit ausgelegt sein.

  • Ausstattung: Planen Sie die Ausstattung an medizinischen Geräten, benötigtem Mobiliar, IT-Infrastruktur wie PC und Telefon-Anlagen , aber auch allgemein erforderliches Verbrauchsmaterial für den täglichen Bedarf ein. Jeweils finanziell als auch räumlich. 

  • Anträge und Bewilligungen: Bereiten Sie sämtliche Formulare für diverse Bewilligungen vor. Dazu zählen die Praxisbewilligung bei der kantonalen Gesundheitsdirektion, die Zentralstellen-Registernummer (bei der Santésuisse zu beantragen) und die Anmeldung zur selbstständigen Erwerbstätigkeit

  • Finanzierung: Investitionsplanung und Betriebsmittelplanung geben einen Überblick über die benötigten Kapitalmittel, die zur Gründung Ihrer Praxis erforderlich sind. Sprechen Sie vorab mit etwaigen Finanzierungsgebern und holen Sie sich rechtzeitig eine Finanzierungszusage ein. 

  • Versicherungen: Zum bestmöglichen Schutz für sich, Ihre Praxis , aber auch Ihr Personal, sind Versicherungen teils verpflichtend und teils optional abzuschließen. Denken Sie an: Altersvorsorge, Krankenkasse, Hausrats- aber auch Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Bei Führung von Angestellten kommen AHV, BVG, KTG, UVG sowie eine Berufshaftpflichtversicherung hinzu. 

  • Personal: Von der Stellenausschreibung über die Personalführung und Kommunikation bis hin zur Entlohnung und laufenden Fortbildung sollte hier ein grundlegender Wissensstand aufgebaut werden. 

  • Arbeitsalltag: Planen Sie Abläufe und Öffnungszeiten und bringen Sie sie diese in Abstimmung. Patientenbetreuung, Administratives, Vertretungsregelungen, Dokumentation von Krankengeschichten, Ablauf am Empfang dürfen nicht dem Zufall überlassen werden. 

  • Marketing und Kommunikation: Wie treten Sie nach außen hin auf? Wo machen Sie die Eröffnung Ihrer Praxis publik und auf welchen Kanälen möchten Sie offline, aber auch online präsent sein? Wie möchten Sie die Kommunikation mit Ihren Partnern, aber insbesondere Patient:innen gestalten? Digitale Kanäle, die von Bewertungen über Kommunikation bis hin zur Terminbuchung Ihre Effizienz steigern, sollten dabei unbedingt in Erwägung gezogen werden.

 

Ihre Praxis ist eröffnet – der Rest ist Optimierung

Physiotherapie am Fuß

Sind Planungs- und Umsetzungsphase zunächst abgeschlossen, haben Sie bereits große Meilensteine erreicht. Im laufenden Betrieb gilt es nun Schwerpunkte auf die Akquise von PatientInnen über geeignete Kanäle sowie die Stärkung der Patientenbindung zu setzen. Hierbei ist eine laufende Anpassung erforderlich. Gespräche mit Ihren PatientInnen und das Einfordern von Feedback können starke Treiber für diese ersten Optimierungen sein. Generell ist die Etablierung von Automatisierung und Digitalisierung in Arztpraxen ein Schlüssel zum Erfolg ebendieser. 

Digitale Lösungen tragen zur Effizienzsteigerung bei Ihnen und Ihrem Personal bei und können das Patientenerlebnis darüber hinaus positiv steigern. Damit ist sie sowohl finanziell als auch für Ihre Etablierung als erfolgreiche Praxis ein wesentlicher Faktor. Mit Ihrer eigenen Praxis treffen Sie tägliche Entscheidungen zukünftig nicht nur auf Basis Ihrer medizinischen Kenntnisse, sondern werden stets auch einen unternehmerischen Standpunkt dabei einnehmen. Ein Lebensabschnitt voller Herausforderungen, Verantwortung , aber auch viel Potenzial zur Selbstverwirklichung beginnt.  

 

Titelbild von Jason Goodman. Weitere Bilder von Kelly Sikkema und Marina Raspopova.

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